Montag, 16. Februar 2015

Pelorus Jack - Eine Delphin Geschichte



 Pelorus Jack - Eine Delphin Geschichte


Eine Statue für einen Delphin steht am Strand von Wellington (Neuseeland).

Errichtet wurde das ungewöhnliche Ehrenmal von Seeleuten und Passagieren, die dem Tier ihr Leben verdankten.
Die Geschichte begann im Jahr 1871: Von Boston kommend fuhr der Schoner „Brindle“ in die berüchtigte französische Passage ein, die sich vor der Küste Neuseelands von der Pelorus-Meerenge bis zur Bucht von Tasmanien erstreckt – eine bei allen Seefahrern gefürchtete Strecke voller Untiefen, gefährlichen Strömungen und tückischen Unterwasserfelsen. Die „Brindle“ hatte schlechte Sicht, es goss in Strömen und es herrschte Nebel. Obwohl der Kapitän das Schiff mit äußerster Vorsicht durch die aufgewühlten Wellen manövrierte, wusste er nicht, was in der nächsten Sekunde passieren würde. Plötzlich sah der Matrose im Ausguck einen großen blauen Delphin, der vor dem Schiff meterhoch aus den Wellen sprang. Der Kapitän folgte ihm und tatsächlich lotste das Tier den Schoner durch die gefährliche Passage bis zum offenen Meer.
Es blieb nicht bei diesem Einzelfall: Immer mehr Seeleute berichteten von dem zuverlässigen Lotsen, der offenbar vor Pelorus die Schiffe erwartete und sie sicher geleitete. Man nannte ihn deshalb „Pelorus Jack“ und wartete vertrauensvoll am Eingang der Passage, bis er die Führung übernahm.
Ein betrunkener Passagier der „Penguin“ schoss 1903 mit einer Pistole auf Jack und traf ihn, woraufhin die Mannschaft nur mühsam daran gehindert werden konnte, den ahnungslosen Dummkopf über Bord zu werfen. Zwei Wochen lang blieb der Delphin verschwunden, und man fürchtete bereits, er wäre der Schussverletzung erlegen. Als er wieder seinen Dienst aufnahm, erließ die neuseeländische Regierung eine Verordnung zum Schutz des Tieres.
Aber als die „Penguin“ das nächste Mal in die Passage einfuhr, musste sie auf die Führung durch Pelorus Jack verzichten, und sie blieb das einzige Schiff, das er nicht mehr begleitete.
Unter den abergläubischen Seeleuten sprach sich das rasch herum, so dass niemand mehr auf der „Penguin“ anheuern wollte. Eines Tages sank sie in der Passage und riss zahlreiche Menschen in den Tod.
Mehr als vierzig Jahre lang war Pelorus Jack der zuverlässigste Lotse unzähliger Schiffe; tausende Seeleute und Passagiere verdankten ihm ihr Leben, aber auch Millionenwerte an Schiffsladungen erreichten dank seiner Hilfe ungefährdet ihr Ziel.
Im April 1912 übernahm Jack sein letztes Geleit; danach wurde er nicht mehr gesehen.
Das Alter hatte ihn eingeholt.

(Rätselhafte Wirklichkeiten, München, 2002; und: Lexikon der Wunder)



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