Sonntag, 16. August 2015

Die neue alte Welt





Die neue alte Welt


Ein kleines Mädchen lebt in einer Welt, in der JEDER seinem wirklichen inneren Ruf folgt – also jeder seine Bestimmung lebt, zu seiner Wahrheit steht, sein Herz sprechen & den Verstand nur ausführen lässt, Selbstverantwortung (die volle Verantwortung für sich selbst und sein Handeln) übernimmt, in seine Freiheit kommen, in das Vertrauen gehen und wissen getragen zu werden, sein höchstes Potential lebt,… es gibt tausende Worte dafür und alle meinen das gleiche. 
In dieser Welt braucht es keine Worte mehr, gibt es keine Sorgen, keine Probleme. 
Das Mädchen wird erwachsen und eine junge Frau. Sie ist einzigartig wie jeder in ihrer Welt.
Jeder ist wie er IST (jetzt in diesem Augenblick) und wird von jedem Gegenüber genauso geliebt und zwar dafür, dass es ihn gibt und weil er genauso ist wie er ist, weil er dadurch seine eigenen Qualitäten ins Leben bringen kann und alle anderen bereichern wird. Alle sind einzigartig und doch im Herzen gleich: Liebevoll und Mitfühlend, voller Kreativität und innerer Weisheit, sensibel und voller Kraft, Klar und Wissend, spontan und ungezwungen und frei.

Klingt das nicht traumhaft? 

Die Frau sitzt unter einem Baum im Schatten und schaut die Hügel hinunter. Sie spürt die Wärme auf ihrer Haut und hört das Rauschen des Baches hinter ihr. In der Ferne vernimmt sie das Lachen von Kindern voller Freude, ein Summen steigt aus ihrem inneren hervor und entfaltet sich zu einem Lied. Der Baum bewegt seine Äste dazu und die Vögel stimmen mit ein. Der Duft von Frühling und Rosen steigt ihr in die Nase. Der Wind streicht ihr durchs Haar. Sie ist glücklich und EINS mit allem und dennoch ist sie einzigartig, wie jedes andere Teil auch – auch die Rose und der Wind und die Vögel und die Kinder sind einzigartig und besonders und dennoch sind sie EINS – nicht getrennt voneinander.

Stellst du dir so nicht das Paradies vor? Ja, das Meer ist nicht weit und die Berge sind auch nah.

Sie schaut den Vogel nicht an und fragt, warum er so seltsam dazwischen zwitschert und den Wind nicht, warum es jetzt kühler wird. Sie ärgert sich nicht über das Lachen der Kinder, weil es die Ruhe stört, sondern ist einfach glücklich und freut sich mit den Kindern und über den Vogel und über den Wind.

Eine alte Frau kommt vorbei und gibt ihr ein Stück Brot. Beide schauen sich kurz und tief in die Augen. Sie kennen sich nicht, aber sie ‚erkennen‘ sich und lächeln beide. Dankend nimmt sie das Brot an und schlendert den Hügel hinunter. Unten angekommen trifft sie die spielenden Kinder. Eines sitzt im Gras. Sie fragt, was es denn habe und es antwortet: es sei hungrig geworden und mache erst einmal eine Pause. Die Frau greift in Ihre Tasche und holt das Stück Brot heraus. Das Kind ist überglücklich, isst das Brot und geht wieder spielen. Die junge Frau geht ins Dorf zurück.

Ist das nicht ein Zufall, wie alles zusammenpasst? 

In ihrer Welt gibt es keine Bewertungen, Verurteilen, Eingliedern mehr, sondern den anderen ganz annehmen, wie er gerade ist. 
Sich anschauen und sich einfach freuen, dass es den Anderen gibt. Sich einfach anschauen und wissen, wie es dem Anderen gerade geht. 
Und wenn es jemanden nicht gut geht, werden es alle anderen spüren und alles dafür tun, dass er wieder an seinen Platz kommt.
Es stört sie nicht, dass die alte Frau sie beim Singen unterbricht. Sie fragt sich nicht, ob sie das Brot annehmen soll und auch nicht, warum es kein Stück Kuchen ist. Sie urteilt nicht über die Alte, warum sie so dreckig herumläuft und wie nur ihre Haare ausgesehen haben. Sie fragt sich nicht, warum sollte ich ein Stück Brot von einer wildfremden Frau entgegennehmen und dann noch von einer, die nicht mal Hallo sagt.
Sie sieht, dass es sich um eine arme Frau handelt, die vom Acker kommt und eine einfache Frau ist, die keine großen Worte macht. Sie spürt die Freundlichkeit hinter dem Äußeren und sie sieht, dass das Bedürfnis hinter dem Handeln: Der alten Frau tut etwas zu geben. Es bereitete ihr Freude, etwas herzu schenken. Und da sie arm war, war es ein eben ein kleines Stück Brot. 
Und sie nimmt es, weil es dieser Moment so erfordert. Und schmeißt es auch nicht gleich den Vögeln hin. Sie hinterfragt nicht, sondern handelt nach ihrer inneren Weisheit. Sie weiß, um etwas, was größer ist, als sie selbst. Und daher ist sie voll im Vertrauen. Und so geschieht es, dass das Kind unten am Hügel Hunger hat und sie so dieses Kind satt uns glücklich machen kann. 
Und dafür bekommt sie das schönste Kinderlächeln und es berührt ihr Herz.

Ja, so ein Zufall, da ist unten das Kind. Es ‚fällt‘ uns alles ‚zu‘, was wir zulassen.

Die junge Frau sitzt am Feuer und ist einfach glücklich. Sie weiß, dass alles seinen Platz hat. Wäre sie nicht unter dem Baum gesessen, hätte die Alte ihr das Brot nicht geben können. Und so hat auch die Alte genau den richtigen Platz in der Geschichte gehabt, genauso das Kind. 

Jeder hat seinen Platz – keiner außer dir selbst, kann diesen Platz einnehmen. Er läuft nicht weg (er ist nur für dich – kein anderer kann ihn besetzen) und du musst nicht suchen. Du darfst dich einfach entspannen und dich ganz hingeben und loslassen. 

Hört und fühlt sich DAS nicht gut an?

Nur ist es wichtig, dass wir alle diese Plätze einnehmen. Hätte die junge Frau das Brot nicht angenommen, weil es ihr zu unfein gewesen wäre, dann wäre das Kind hungrig geblieben….

 Autor: Kathrin Galm



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