Samstag, 23. Januar 2016

Ein kleiner Wassertropfen!!


Ein kleiner Wassertropfen!!


Ein kleiner Wassertropfen tummelte sich mit unzähligen anderen Tropfen im Atlantischen Ozean.
Er fühlte sich unsagbar wohl und glücklich und stahlte und lachte den ganzen Tag. Nachts ließ er sich mit seinen lieben Freunden vom Wind in einen Schlummer wiegen, aus dem der eine oder andere immer wieder erwachte und sich voller Freude umschaute, um dann wieder glücklich weiter zu schlummern.
So ging das Tagein und Tagaus und für die vielen Tropfen gab es weder Zeit noch Ungeduld und schon gar nicht den Wunsch jemals etwas anderes zu tun. Unser kleiner Wassertropfen hüpfte und sprang mal hier hin und mal dort hin und fühlte sich im großen Ozean heimelig und aufgehoben.
Niemals kam er auf die Idee, das sich hieran jemals etwas ändern könnte.
Doch dann an einem Nachmittag, der so fröhlich und ausgelassen mit Spielen und wildem, lustigen Geplätscher begonnen hatte, wurde es plötzlich richtig merkwürdig. Der kleine Tropfen fühlte ein seltsames Ziehen und Zerren und schaute nach seinen Freunde, ob es denen wohl auch so erging.
Er sah, das viele versuchten sich aneinander fest zu halten und irgendwie war alles in einem großen Durcheinander.
Da, mit einem großen Ruck zog es ihn nach oben und ehe er sich versah, wußte er überhaupt nicht mehr, was denn hier eigentlich los war. Er fand sich in einer großen Wolke wieder, die ständig weiter wuchs und in der er und viele andere Wassertropfen hin und her geschleudert wurden.
Das ging eine ganz Weile so, dann hörte er plötzlich ein Grollen und um ihn herum erklangen seltsame Geräusche und angstvolles Rauschen. Schlagartig wurde ihm klar, er war gefangen in einer großen Gewitterwolke und würde jetzt als Regentropfen enden. Er versuchte verzweifelt sich zu wehren, aber er hatt nicht genügen Kraft um dem Druck und Sog zu widerstehen.
Traurig ergab er sich in sein Schicksal. 
Lange Zeit zog die Wolke über den Ozean bis sie eine enorme Größe und Dichte angenommen hatte. Jetzt war sie schon über einem Land und machte sich bereit, ihre schwere Last loszuwerden.
Der kleine Regentropfen hing nur noch traurig unter vielen anderen Regentropfen und konnte sich nicht mehr freuen. Ja inzwischen hatte er vergessen, wie es war, wenn man glücklich ist.
Dann schupste ihn irgendwas. Da, noch einmal und nochmal und immer heftiger. Voller Schreck bemerkte er, das er aus der Wolke fiel und dann klaschte er auch schon auf harten Boden.
Ganz benommen schaute er sich um und entdeckte etwas, von dem er zwar schon gehört hatte, es aber noch niemals wirklich sehen konnte: Land, Erde. Panik ergriff ihn, denn er wußte, nun würde er im Boden versinken und von einer Pflanze oder sonst etwas Unbekannten verschlungen werden.
Der kleine Regentropfen war wie gelähmt, er wollte nicht verschwinden und aufhören zu existieren , er wollte wieder voller Freude und Glück mit seinen lieben Freunden im Ozean für immer und ewig zusammen sein. 
Eine ungeheure Sehnsucht packte ihn und er begann, sich so schnell es ihm möglich war, zum nächsten und dann zum übernächsten Regentropfen hin zu bewegen. Kommt liebe Freunde, kommt, wir wollen wieder heim. Kommt mit, wir müssen ganz viele sein, damit wir einen Bach und dann einen Fluß bilden können und dann fließen wir alle ins Meer. Kommt Freunde, beeilt euch.
Er tat etwas, wovon er niemals zuvor eine Ahnung hatte, er folgte einer vergrabenen Erinnerung irgendwo in seinem Inneren. Er hüpfte und sprang von einem zum anderen und jetzt waren es schon ganz viele Regentropfen. Aus einem kleinen Rinnsal wurde ein Bach und noch immer sammelte der Regentropfen noch viele viele Tropfen. Die Freude begann wieder zu wachsen und mit ihr wuchs auch die Erinnerung und mit dieser die Gewißheit ~~ wir kommen alle wieder heim. Jetzt waren sie ein Fluß und dann ein Strom und das Meer rückte immer näher. Aus Millionen und aber Millionen Regentropfen wurden Wassertropfen, die sich jetzt in diesem Moment in den großen Ozean ergossen.
Ein Jubeln und ein Tanzen, ein Plätschern und ein Springen, ein Umarmen und ein Verschmelzen, alles gleichzeitig uns alles Eins. 
Der kleine Tropfen war wieder zu Hause. Und bald hatte er sein Abenteuer wieder vergessen, denn er liebte das Meer und er war nur noch glücklich.

Copyright: Barbara-Ann Speda

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